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Die Deutsche Reichsbahn verkündete es vor kurzem: Die Eisenbahntarife sollen ab 1991 stufenweise dem bundesdeutschen Niveau angeglichen werden.
Im Klartext: Über kurz oder lang dürfen wir eine Verdreifachung der derzeitgen Preise erwarten. Sicher werden auch Gebührenerhöhungen bei Bus- und Straßenbahn nicht lange auf sich warten lassen.
Was dies für die Sächsiche Schweiz bedeutet, kann jedermann ermessen, der sich das derzeitige Verkehrsauf- kommen besonders an Tagen mit guter Witterung verdoppelt oder verdreifacht vorstellt. Erst dann nämlich haben wir uns westdeutschen Verhältnissen angenähert. Schon heute kann die Fahrt in die Sächsische Schweiz und die Suche nach Parkplätzen, die nirgendwo ausreichen, zur Strapaze werden.
Daß der Autoverkehr bereits heute für die Einwohner zu einer echten Belastung geworden ist, beweist der Beitrag von Bergfreund Manfred Rochlitz über eine Studie der Hochschule für Verkehrswesen.
In vielen Gegenden der Alpen und der deutschen Mittelgebirge, z.B. dem Westharz, stellt das Auto die größte Umweltbelastung dar. Die Attraktivität autofreier Gemeinden in den Alpenländern nimmt immer mehr zu. In Ferienorten werden kostenlose Busverbindungen eingerichtet. Uberall werden Anstrengungen unternommen, das Auto aus attraktiven Gegenden zu verbannen und Alternativen zu bieten. Ohne diesbezügliche Anstrengungen könnte die Sächsische Schweiz in den nächsten Jahren von einer wahren Autolawine überrollt werden, wenn die bisherigen Zugfahrer auf das Auto umsteigen und Wanderer, Bergsteiger, Besucher und Urlauber mit dem Privatfahrzeug kommen, denn das Reisen mit dem Zug wird zu einer echten Kostenfrage.
Eine kleine Rechnung soll dies verdeutlichen:
Eine bereits um 33 % ermäßigte Sonntagsrückfahrkarte von Dresden nach Schmilka kostet statt 5-6 DM (je nach Zusteigebahnhof) dann knapp das Dreifache: um 15 DM. Eine vierköpfige Familie bezahlt dann rund 60 DM an reinen Fahrtkosten für eine Wochenendwander- oder Klettertour ... Hier hört der Spaß für viele auf, denn dies ist keineswegs unserem Einkommen angepaßt.
Die meisten Familien oder viele junge Leute haben ein Auto, mit dem die Fahrt z.B. nach Schmilka und zurück nur um 10-20 DM je nach Fahrzeugtyp kostet. Wenn das Auto mit drei oder vier Personen besetzt ist, verringert sich der Betrag pro Person entscheidend. Auch wenn diese Zahlen nur die Größenordnung anzeigen, die Tendenz wird deutlich.
Dieser kleine Vergleich zeigt das Hauptproblem auf:
Die Bahn wird zu teuer! |
Den "Luxus" Zugfahren kann sich kaum noch einer leisten. Der damit verbundene Trend des Umsteigens auf das Auto muß unbedingt verhindert werden! Daß dies in Zeiten der Marktwirtschaft nicht über Apelle an das Gewissen, sondern nur über finanzielle Stimulierung erfolgen kann, bedarf sicher keiner Betonung.
Somit werden die Forderungen der "Sächsische Schweiz Initiative" nach einer wirksamen Förderung des öffentlichen Personenverkehrs z.B. durch Einführung einer preiswerten "Umweltfahrkarte" im neuen Jahr aktueller denn je!
Durch die Eisenbahnstrecke Dresden-Schöna werden große Teile des Gebirges für den Wanderer und Bergsteiger erschlossen. Diese Strecke wird derzeit von sehr vielen benutzt.
Die Zugabstände sind kurz, man ist also auch als Zugfahrer sehr flexibel in der Hin- und Rückfahrt. Im Rathener Gebiet stellt der Zug zeitlich eine echte Konkurrenz zum Autofahrer von Dresden dar und auch bis Schmilka ist man mit dem Zug kaum langsamer.
Die Abstimmung auf den Busverkehr ist allerdings als sehr mangelhaft zu bezeichnen, kaum eine vernünftige Verbindung geht ins Bielatal oder durch das Kirnitzschtal nach Hinterhermsdorf.
Der Vorteil durch die sehr gute Erschließung mit der Eisenbahn wiegt den Nachteil der schlechten Busverbindungen jedoch auf, welcher außerdem sehr einfach zu beheben wäre, so daß alles in allem eine sehr gute Ausgangssituation durch die Hauptverkehrsader im Elbtal besteht.
In Westdeutschland hat man den Teufelskreis bereits erlebt. Durch die hohen Zugtarife fahren immer mehr mit dem preiswerten Auto, damit wird die Auslastung der Züge geringer und die Zugfolge größer. Größere Zugfolgen bedingen geringere Flexibilität für den Reisenden und verringern die Attraktivität der Bahn wiederum ... Weitere Zugfahrer steigen auf das Auto um ... Ein Teufelskreis
!Wir haben auch die Chance, bei klugen politischen Entscheidungen diesen Teufelskreis zu verhindern. Noch ist das Zugfahren "in" und die Züge an Wochenenden und im Berufsverkehr gefüllt. Doch was wird ab 1991 bei dreifachem Fahrpreis? Gespräche mit vielen Bergfreunden, jungen wie älteren, beweisen, daß man bei diesem Fahrpreis und gegenwärtigem Einkommen bei allem Umweltbewußtsein zu überlegen beginnt.
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Als vorrangige Aufgabe schlagen wir die Einführung einer preiswerten, vom Staat gestützten Umweltfahrkarte für bestimmte öffentliche Verkehrsmittel vor.
In vielen Städten und Fremdenverkehrsgebieten der Bundesrepublik, Osterreichs oder der Schweiz gibt es bereits Umweltfahrkarten. Dies muß auch in der Nationalpark- Region "Sächsische-Schweiz" eingeführt werden.
Aus der Sicht derer, die die Karte nutzen sollen, sind nachfolgend Vorschläge zu Inhalt und Gültigkeitszeitraum genannt:
Die Umweltkarte ist ein preiswerter, übertragbarer Fahrausweis für bestimmte öffentliche Verkehrsmittel der Nationalpark-Region auf niedrigem Preisniveau.
Fahrräder sollten kostenlos befördert werden.
Ein Inhaber einer Wochenendumweltkarte könnte z.B. am Freitag abend mit dem Zug bis Bad Schandau, mit dem Bus zur Neumannmühle und am Sonntag von Schmilka wieder zurück fahren. D.h. es können im Gültigkeitszeitraum so viele Fahrten wie gewünscht, einschließlich Unterbrechungen, gemacht werden.
Unterschiedliche Preisvarianten bei Kurzstrecken z.B. Rathen oder auch preiswerte Karten für die Einwohner des Gebirges auf deren Arbeitsweg sind im Gespräch.
Diesen Vorschlag bitten wir nicht als völlig fertiges Konzept, sondern als Rahmen und Diskussionsvorschlag zu betrachten, den wir in Kürze dem sächsischen Verkehrsminister zuleiten werden.
Gern nehmen wir Ideen, Vorschläge und Kritiken ent- gegen und versuchen sie im Projekt "Umweltkarte" ein- zuarbeiten.
Wir hoffen, mit diesem Vorschlag die Verantwortlichen im neuen sächsischen Ministerium zu zügigen, wirksamen Entscheidungen zur Förderung des öffentlichen Personen- verkehrs in der Nationalpark-Region zu bewegen, und wir werden natürlich an diesem Thema dranbleiben und kon- tinuierlich informieren.