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Nachdem ich nun in zwei Publikationen und während einer Demonstration den Standpunkt des SBB zum Thema "Bergführertätigkeit" darlegen konnte, scheint es mir an dieser Stelle notwendig, diesen Beitrag etwas weiter zu fassen. Weiter im Sinne, daß sich eine Gefahr für das Bergsteigen im Elbsandstein abzeichnet, welche mit der Thematik "Bergführertätigkeit" allein nicht ausreichend beschrieben werden kann.
Ich meine die Gefahr besonders in allen Erscheinungsformen zunehmend egoistischen Handelns, bei der letztendlich die Natur Schaden nimmt. Das mag es wohl gewesen sein, was Dr. Rudolf Fehrmann bereits 1913 dazu bewogen haben könnte, eindeutige Regeln für das Felsklettem im Elbsandsteingebirge zu formulieren.
Bergführertätigkeit ist eigentlich ein Schlußpunkt einer Entwicklung, die damit begann, den persönlichen "Erfolg" an die Spitze bergsportlichen Tuns zu setzen, egal ob zunächst der persönliche Erfolg durch das Durchsteigen extremer Schwierigkeitsgrade unter Verwendung von Magnesia o.ä. gekennzeichnet war und nun, unter marktwirtschaftlichen Bedingungen, "bergsteigerische Erfah- rung" in bare Münze umgesetzt werden kann. Ich meine damit, daß es dieselben Leute sind, die einmal Magnesia verwenden und dann zwangsläufig zum gutbezahlten Berführer avancieren.
Vielmehr sind die Grundhaltungen ein und dieselben. Dem einen zählt der dem maßlosen Ehrgeiz geschuldete Erfolg, ganz gleich mit welchen Mitteln, dem anderen genügt der finazielle Erfolg, und Erfolg ist heute wichtiger denn je. In beiden Fällen offenbart sich eine Grundhaltung, die den Faktor Natur bestenfalls als wohltuende Begleiterscheinung toleriert.
Konsumtion an der Wurstbude, Konsumtion am Fels, Konsumtion der Natur, so als gäbe es zwangsläufig in einer Wohlstandsgesellschaft einen Händler, der Natur ständig nachliefert. Etwas erscheint mir an dieser Stelle wichtig: Die Natur kommt allemal besser ohne uns Menschen aus, wir Menschen aber nicht ohne sie; und vor allem: Die Natur sperrte sich zum Glück bislang gegen jedwede Ware-Geld-Beziehung. Sie hat Charakter. Versucht man sie zur Hure zu degradieren, stirbt sie gemeinerweise still und ohne großes Aufsehen.
Warum ich etwas dramatisiere? Alles beginnt beim Egoismus eines jeden. Gelingt es einem nicht beizeiten, Egoismus von gesundem Ehrgeiz zu trennnen, wird ersterer zur Dominanz und zwangsläufig zum Störfaktor der Umwelt, nicht nur im zwischenmenschlichen Bereich.
Ein Anliegen zum Schluß meiner etwas moralisierenden Epistel, welches im Zusammenhang mit der Frage steht, was tun, wenn französische, italienische, einst bundesdeutsche oder was weiß ich woher stammende Bergführer in der Sächsischen Schweiz auftauchen?
Machen wir doch die moralische Achtung derselben zum Bestandteil unserer Kletterregeln.
Wir sind unseren bergsteigenden Vorfahren einiges schuldig. So wie vor beinahe hundert Jahren einer der größten Kenner und Erschließer des Elbsandsteingebirges einen richtungsweisenden Beitrag für unser sächsiches Felsklettern leistete, sollten wir uns wenigstens als Erben und Bewahrer eines in der Welt einmaligen Kulturgutes begreifen.