SSI-Heft 2, Juni 1991 Startseite SSI

Erosionssanierung: Engagement der Bergsteiger für die Natur

Erosion. Eigentlich ist sie eine natürliche Erscheinung in jedem Gebirge, im Granit, im Kalkstein oder Sandstein.

Wenn allerdings so viele Bergsteigerklettern gehen wie im sächsischen Sandstein, dann kommt zur normalen, natürlichen auch eine gewaltige "neue" Erosion hinzu. Vor allem sind die nur mit dünner Grasschicht bewachsenen Zugänge und Hänge unter den Klettergipfeln davon betroffen. Die Grasschicht wird auf Grund des weichen Sanduntergrundes bei starker Frequentierung bald abgetreten, der lose Sand überspült schnell weitere Gras- oder Heidekrautflächen und schon in kurzer Zeit bilden sich große Sandflächen und steile, tiefe Sandrinnen, die sogenannten Sandreißen.

Das Bemühen der sächsischen Bergsteiger, diese Erosionsschäden zu beseitigen, reicht schon viele Jahre zurück. Schon in den dreißiger Jahren führten Bergsteiger des alten SBB freiwillige Einsätze im Rathener Gebiet durch.

Über einen Einsatz der Kletterclubs des alten SBB im Jahre 1954 zur Erosionssanierung und zum Stiegenbau im Wehlgrund/Raaber Kessel berichtet das Jahrbuch der damaligen Sektion Touristik der "Empor Löbtau" in der Ausgabe 1954/55.

Schon sehr zeitig haben sich die sächsischen Bergsteiger für die Erhaltung die Felsenwelt engagiert, über viele Jahre hinweg wurden kontinuierliche Arbeiten z. B. im Schmilkaer Gebiet, am Bruno-Barthel Weg im Wehlener Gebiet oder im Kleinen Dom durchgeführt.

Mit Beginn der 80er Jahre kamen immer mehr Bergfreunde zum Klettersport, die Erosionsschäden um die Klettergipfel, aber auch an Wanderwegen und Stiegen nahmen immer stärker zu. Wiederum begannen Bergsteiger, ohne Auflage von staatlichen Stellen, an ihren Wochenenden freiwillige Arbeitsstunden für die Felsenwelt zu leisten.

Der Beginn des ersten Langzeitprojektes zur Erosionssanierung in der Sächsischen Schweiz im Gebiet Wehlgrund/Raaber Kessel ist der Verdienst der Pirnaer Bergsteiger um Rolf Schirmer und des Oberförsters Dietrich Graf. Die Größe der Erosionsflächen und Sandreißen, der weiche Sandstein und die starke Frequentierung des Gebietes waren schwierige Randbedingungen. Aber schon heute wird der Erfolg der Arbeiten deutlich sichtbar, wofürjedoch viele Einsätze und tausende FreizeitArbeitsstunden notwendig waren. Der erste ausführliche Beitrag zu einer Erosionssanierung in unserem Heft sollte über dieses Projekt sein. Die Initiatoren möchten sich jedoch Ihre Zeilen bis zum 110 ährigen Jubiläum in eineinhalb Jahren aufheben.

Diesem Wunsch nachkommend möchten wir trotzdem weitere Aktivitäten und Projekte der sächsischen Bergsteiger in Sachen Erosionssanierung und Gebietsbetreuung vorstellen.

Auch am Rauenstein hatten sich die Erosionsschäden in kürzester Zeit stark vergrößert und es liegt in diesem Juni mittlerweile genau 5 Jahre zurück, daß Bergsteiger des jetzigen SBB-Klubs KV "Enzian" im Rahmen einer Gebietsbetreuung mit den Erosionssanierungsarbeiten am Rauenstein begannen.

5 Jahre Erosionssanierung am Rauenstein

Es ist Juni 1986. Mit dem damaligen Staatlichen Forstwirtschaftsbetrieb Königstein war die Übernahrne einer Gebietsbetreuung für den Rauenstein vereinbart worden. Ziel dieser Betreuung war die Sanierung der zahlreichen Erosionsflächen um die Klettergipfel und Übungsstellen des Rauensteins sowie die langfristige Kontrolle, Ausbesserung und Überwachung der sanierten Flächen.

Arbeit gab es im Überfluß: um Nonne, Rauensteinturm, Dreifreundestein, Laasenstein gab es größere Erosionsflächen und sandüberspülte Pfade, aber auch im Bereich der großen Boofe* an der Rauenstein-Ostseite und um die Übungsstellen des Rauensteins sah es schlecht aus.

Wir entschieden uns, am Rauensteinturm zu beginnen. Aus der Schartenkluft des Gipfels hatte es große Massen von lockerem Sand talwärts gespült, so daß der Abstiegspfad so überspült war, daß man bis zum Knöchel im Sand versank ...

Die ersten Arbeiten waren das Anlegen von Stufen, die Abdeckung der Sandflächen mit Reisig und der Bau kleiner Sperren aus Hölzern und Reisig gegen den nachströmenden Sand.

Erste Ergebnisse waren die Fertigstellung der Stufen als Zugang zum Rauensteinturm, das Pflanzen von Bäumchen auf den Erosionsflächen und die Absperrung der sanierten Flächen.

Im Jahr darauf ging es in einigen Einsätzen den Erosionsschäden am Dreifreundestein "an den Kragen". Schon lange hatten wir auch die ständige Vergrößerung der Sandflächen und das Abtreten der Grasnarbe an der großen Boofe an der Ostseite des Rauenstein beobachten müssen. Im Sommer 1988 wurde das Gebiet in Angriff genommen. Allerdings war hier eine Sanierung ohne entsprechend massive Absperrung nicht möglich, aber die angewachsenen Bäumchen und die Grasschicht, die in den letzten Jahren auf diese beruhigten Flächen wieder entstanden ist, zeigt den Erfolg, der mit dieser Absperrung erreicht werden konnte.

Gleich um die Ecke befindet sich die Übungsstelle "Reibungsplatte". Auch hier hatten die Kletterer den Sand im Laufe der Zeit abgetreten und der ganze Hang unterhalb der Übungsstelle war mit Sand überspült. Ein neuer Zugangsweg, Absperrungen und Sanierung der Flächen machten wiederum viele Einsätze notwendig.

Die Unterstützung unserer Arbeiten durch den damaligen Revierförster Hensel und den Oberförster Röder für diese "nichtproduktiven" Arbeiten war sehr gut; sachkundig wählten sie zu fällende Bäume aus und schnitten mit der Motorsäge das für den Bau der Stufen, Absperrungen, Pfähle usw. notwendige Holz zurecht. ImJahr 1989 wurde begonnen, die Erosionsschäden um den bekanntesten Klettergipfel des Rauensteins, die Nonne, zu sanieren. Die versandeten Flächen wurden mit Reisig beruhigt und mit Bergkiefern bepflanzt, es wurden Stufenreihen und Zugangswege zum Gipfel angelegt. Bei einem der größten Einsätze am Rauenstein im Herbst 1990 an der Nonne waren 40 Bergsteiger und Naturschützer im Einsatz, wir möchten an dieser Stelle auch dem neuen Revierförster, Herrn Bauch, für seine Unterstützung danken.

Im Durchschnitt sind 15 - 20 Teilnehmer bei den jährlich 3 - 5 Arbeitseinsätzen dabei. In den letzten 5 Jahren wurden insgesamt 18 Einsätze am Rauenstein durchgeführt und über 2100 Arbeitsstunden geleistet. Dabei sind die Säuberungseinsätze oder Kleinreparaturen bei Rundgängen nicht mit eingerechnet.

All diese Einsätze erfolgten im Rahmen der Gebietsbetreuung des SBB-Klubs KV "Enzian", oft unterstützt durch einige Freiberger Studenten.und im Herbst 1990 auch durch engagierte Freiberger SBB Mitglieder.

Der nächste Einsatz wird am 2. Juni 1991 am Laasenstein stattfinden, auch an der Nonne sollen Bäumchen nachgepflanzt werden. Damit dürften dann nach 5 Jahren intensiver Arbeit die wichtigsten Erosionsschäden um den Rauenstein saniert sein.

Wieder Tiefflüge über der Sächsischen Schweiz

Einreger FlugverkehrüberderSächsischenSchweizwar zu Pfingsten zu verzeichnen. Bis in die Hintere Sächsische Schweiz und z. B. im Gebiet des Zirkelstein wurde geflogen.

Nach wie vor steht die Forderung der 50 000 Unterzeichner und vieler Gemeinden der Sächsischen Schweiz für die Einrichtung eines Flugvorbehaltsgebietes.

Wir freuen uns über die begonnenen Bemühungen der Sächsischen Staatsregierung zur Schaffung eines solchen Gebietes und hoffen, Ihnen im nächsten Heft am Ende des Jahres den Stand der Verhandlungen mitteilen zukönnen.



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