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Der folgende Beitrag ist die Kurzfassung eines Vortrages von Herrn Dr.Kubitz, den er auf den öffentlichen Veranstaltungen der Schutzgemeinschaft Sächsische Schweiz e.V. am 11. 10. und 18. 10. 1991 hielt.
Die Sächsische Schweiz ist zusammen mit ihren Randzonen ein großflächiges, komplexes Ökosystem, das nur noch eingeschränkt zur Selbstregulation und Selbstreproduktion fähig ist.
Insbesondere in den letzten zwei Jahrzehnten haben funktionelle Störungen zunehmend strukturelle Schäden nach sich gezogen:
Der gesamte Wald ist geschädigt; in der grenznahen Zone herrschen Starkschäden vor, die nicht nur die Fichte und andere Koniferen, sondern auch die autochtonen Laubgehölze betreffen.
Das Artenspektrum ist kleiner geworden (insgesamt wie auch flächenbezogen), Biozönosen mit mehr als 75 integrierten Gefäßpflanzenarten gibt es nur noch im Winterberggebiet und an der westlichen Peripherie im LSG Osterzgebirge.
Nichtbehobene Schäden in einem Ökosystem führen zu Folgeschäden, die sich multiplizieren, so daß von einem bestimmten Schädigungsgrad an die Destruktion des jeweiligen Okosysterns galoppierend fortschreitet (Grenzgebiete):
Biozönose und Biotyp stehen in Wechselbeziehung. Eine degradierte Biozönose kann ihren Biotyp (Boden, Wasser, Luft) nicht mehr ausreichend regenerieren.
Biozönosen als offene Systeme beeinflussen sich gegenseitig. Gestörte Biozönosen beeinträchtigen Funktion und Regeneration der mit ihnen verbundenen Biozönosen, intakte Biozönosen wirken stabilisierend.
Die ökologische Schädigung der Sächsischen Schweiz hat einen solchen Grad erreicht, daß selbst eine drastische Reduzierung des Immisionsdruckes (Rückführung auf den Stand der 50er Jahre) keine Regeneration, sondern nur das Ende der Schadensprogression bewirkte.
Die zu erwartende Drosselung der SO2-Emission in Nordböhmen läßt dieses Ziel realistisch erscheinen, soweit es gelingt, neuen ökologischen Druck zu vermeiden.
Die diesbezüglich vom Kraftverkehr ausgehende Gefahr könnte regional gerade noch gebannt werden (Katalysatorfahrzeuge).
Eine internationale Autobahn (geschätzte 30 000 Kfz. pro Tag im grenzüberschreitenden Verkehr) aber würde mit ihrer starken multiplen Schadstoffentwicklung (NOx, Kanzerogene, Dioxine, . . .) die gestörten Biozönosen nicht nur einer neuartigen Belastung aussetzen, der sie noch nicht angepaßt sind, sondern auch ökologischen Ausgleichs- und Regenerationsareale am Westrand zerstören.
In diesem Falle wäre innerhalb von 10 Jahren der Zusammenbruch umfangreicher Waldgebiete in der Nationalparkregion zu erwarten (Ozonloch und Treibhauseffekt wirken noch verstärkend) und mit den entsprechenden, weiteren Folgeschäden zu rechnen wie Wasserhaushalt, Erosion und beschleunigte Felszerstörung.