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Mit der Eröffnung des Nationalparkes Sächsische Schweiz am 28. 4. 1991 wird von vielen Kletterern die Frage gestellt, ob das der »Anfang vom Ende« sei; sprich, ob nach dem Muster der Altbundesländer auch im Elbsandsteingebirge die Kletterer durch Gebietssperrungen aus der Landschaft herausgeschützt werden sollen.
Immerhin steht in der viel gelesenen Zeitschrift ROTPUNKT (Heft 4/9 1) »Mit der Eröffnung des Nationalparkes wurde der erste große Schritt zur Ausgrenzung der Kletterer aus dem Elbsandsteingebirge gemacht. Die Sperrung ganzer Gebiete sind wieder in der Diskussion.«
Wido Woicik als Autor dieser Zeilen müßte sich eigentlich informiert haben, als daß er solch eine Behauptung in den Raum stellt. Immerhin steht in der Nationalparkverordnung, daß das Klettern im Nationalpark gestattet ist, soweit es der Schutzzweck erlaubt. Dieser Zusatz ist keine »Hintertür«, um doch noch Möglichkeiten zu haben, das Klettern zu verbieten. In einem Nationalpark steht nun einmal der Naturschutz an erster Stelle. Und Naturschutz hat immer Konsequenzen, die letzten Endes auch jeden einzelnen betreffen. So sind seit längerem die Sperrung einzelner Gipfel im Gespräch. Es handelt sich um etwa zehn Gipfel, die in besonderen sensiblen Bereichen stehen. Ein Bloßstock ist nicht dabei, aber z.B. die Wobstspitze im Adlerloch. Werden die Kletterer auf diesen und ähnliche kleinere Gipfel angesichts von ca. 1200 übrigbleibenden Verständnis dafür aufbringen können? Darüber sollte man einmal nachdenken. In einer Diskussionsrunde am Rande des Klettersportfestes in Hohnstein (17. 8. 9 1) forderte Bernd Arnold: »Wenn der Naturschutz Gipfel sperrt, muß er dafür Massive freigeben! «. Das allerdings ist eine sonderbare Logik.
Die Arbeitsgruppe Naturschutz beim SBB unter Leitung von Peter Rölke hat sich auf o.g. Forum klar gegen die Freigabe der Massive ausgesprochen. Auch hat sie deutlich gemacht, daß der SBB gegen jegliche unbegründete Gebietssperrungen ist.
»Es muß ein Kompromiß zwischen dem Klettern und dem staatlichen Naturschutz gefunden werden«. Diese Forderung sollte kein schwerwiegendes Problem sein, denn zwischen den sächsischen Bergsteigern und dem Naturschutz gibt es eine mindestens achtzigjährige Tradition. Von Rudolf Fehrmann z.B. sind eindeutige und klare Aussagen, die immer praktisch untermauert wurden, aus der großen Erschließerzeit bekannt. Im Grunde riß diese Verbindung zwischen den Kletterern und den staatlichen Naturschützern nie ab. Ich erinnere an die Empor Löbtau mit ihren Wegebauaktionen und nicht zuletzt an die Aktion Sauberes Gebirge, die dieses Jahr zum 12. Mal stattfand. Sind nicht die meisten der ehrenamtlichen Naturschutzhelfer, die auch heute noch unverzichtbar sind, aus den Reihen der Bergsteiger? Eine Konfrontation zwischen Naturschutz und den Bergsteigern steht nicht ins Haus.
Allerdings sind schon ein paar Spielregeln zu beachten beim Klettern »soweit es der Schutzzweck erlaubt«: Klettern an nassem oder feuchtem Fels ist untersagt, Verwendung von Magnesia o. ä. und die Anwendung künstlicher Hilfsmittel sind verboten und nicht zuletzt gilt das Verbot, an Massiven zu klettern (die Ausnahmen sind bekannt).
Auf oben zitierter Gesprächsrunde am Rande des Klettersportfestes in Hohnstein sagte ein junger Kletterer, daß »wirkliche Probleme fürs sächsische Klettern nicht von außen (durch Gäste) kommen, sondern vielmehr von innen, durch Einheimische«. Nach meinen Beobachtungen hat er recht. Sollten wir alle es über uns bringen, den persönlichen Egoismus zugunsten der ganzen Sache zurückzudrängen, so glaube ich, braucht es uns um den sächsischen Klettersport auf lange Zeit hin nicht bange zu sein. Im Gegenteil, im Hinblick auf die in den alten Bundesländern heftig geführte Diskussion um Kletterverbote in den Mittelgebirgsklettergebieten könnte das Elbsandsteingebirge als Modellfall Zeichen setzen. Nur dürfen wir nicht leichtfertig unsere über Generationen entwickelte Sicht zum Spannungsfeld Bergsteigen - Naturschutz aufgeben. Auch sollten wir unsere Phantasie nicht restriktiv dafür einsetzen, die Lücken im Verordnungs- und Gesetzeswerk aufzuspüren, sondern konstruktiv an der weiteren Entwicklung des sächsischen Bergsteigens mitzubauen.
Wer erlebt und empfunden hat, welch einmalige »Balancierstange« unser Klettersport während der Zeit des Sozialismus war, innerlich ohne Schaden zu überleben, der wird nicht leichtfertig wegen ein paar Meter Neuland große Konflikte heraufbeschwören. Sollte es den Verantwortlichen gelingen, und hier sind die Bergsteigerverbände gefordert, das den jungen Stürmern und Drängern klarzumachen, dann habe ich keine Angst, daß auch in fernen Jahren im Nationalpark Sächsische Schweiz der faszinierende Klettersport noch betrieben wird.